7. Juli 2022
Verbundarbeit, Wissenstransfer

VIMUKI 2.0 mit- statt nachnutzen: Nachhaltigkeit durch Onboarding anderer Museen

Das Bild zeigt die beiden interviewten Projektleiter, Simon Matzerath und Cathérine Biasini.
Simon Matzerath (Historisches Museum Saar, links im Bild) und Cathérine Biasini (Historisches Museum der Pfalz Speyer), Foto: Historisches Museum Saar/Oliver Dietze, CC BY-NC-ND 4.0

Wie lässt sich der Nutzen der Lernplattform VIMUKI nachhaltig ausbauen? Alte und neue Kolleg*innen berichten über das Tandemprojekt VIMUKI  2.0.

Seit Frühjahr 2022 arbeiten neun neue Teams im Verbund museum4punkt0 für die digitale Vermittlung. Wir haben sie zu ihren Projekten befragt, die innerhalb einer kurzen Laufzeit Prototypen entwickeln und dabei gezielt auf eine nachhaltige Nutzbarkeit angelegt sind. In vier der Teilprojekte arbeiten neue Teams im Tandem mit bisherigen museum4punkt0-Teams zusammen. Die Nachnutzung konkreter digitaler Anwendungen ebenso wie von Kompetenz ist Inhalt ihrer Projektarbeit. Simon Matzerath, Historisches Museum Saar, und Cathérine Biasini, Historisches Museum der Pfalz in Speyer, berichten von ihrer Arbeit.

In aller Kürze: Was ist Ziel eures Teilprojekts?

Simon Matzerath (Saarbrücken): Wir wollen das Museum in Kindergärten und vor allem Schulen bringen. Und das mit Spaß, mit viel Freude am Explorieren und möglichst unkompliziert für alle Beteiligten. Schulen sollen die Möglichkeit haben, den durchgenommenen Lehrstoff im Rahmen von digitalen Exkursionen jederzeit vertiefen zu können. Und das aufgrund des minimalen Zeitaufwands, der für unsere digitalen Ausflüge ins Museum eingeplant werden muss, nicht nur ein Mal pro Jahr ins nächstgelegene Haus – sondern immer dann, wenn sich ein Anknüpfungspunkt im Unterricht an eine Sammlung oder eine Ausstellung eines Hauses bietet und egal, wo sich dieses Museum befindet.

Wie läuft der Schulterschluss im Tandem? Sitzt ein Team vorn oder fahrt ihr nebeneinander?

Cathérine Biasini (Speyer): Saarbrücken ist das erfahrenere Team, da von ihm die Infrastruktur angelegt und alle zum Projekt gehörigen Vorgänge bereits akribisch durchdacht wurden. Das ist für das Tandem natürlich eine großartige Ausgangsbasis – wir können gemeinsam auf den Erfahrungsschatz aufbauen und das Projekt mit einem neuen Blick von außen weiterentwickeln.

Die Kinder und Jugendlichen werden mit einem Avatar an den Online-Führungen durch das Museum teilnehmen. Einige sind auf dem Titelbild unserer Website (www.vimuki.org) zu sehen.
Die Kinder und Jugendlichen werden mit einem Avatar an den Online-Führungen durch das Museum teilnehmen. Einige sind auf dem Titelbild unserer Website (www.vimuki.org) zu sehen. Grafik: Jakob Hinrichs, CC BY 4.0

Die Projektlaufzeit ist kurz für die Entwicklung eines digitalen Vermittlungsangebots. Was hilft euch bei der Konzeption? Wovon habt ihr profitiert?

Simon Matzerath (Saarbrücken): Ein großer Gewinn sind die zusätzlichen Perspektiven der Kolleg*innen aus Speyer. Wesentlich erscheint die frühzeitige Zusammenführung sehr unterschiedlicher Kompetenzen (u. a. zu Hard- und Software, Programmierung, Pädagogik, Marketing, Design und Projektmanagement), die schon bei allen Vorplanungen zum Tragen kommen und auf den Erfahrungen des letzten Jahres aufbauen können. Wir versuchen, die verschiedenen Bausteine unseres Projektes VIMUKI 2.0 möglichst im Detail zu definieren und auszuarbeiten. Dadurch kann die eigentliche Umsetzung deutlich präziser und schneller erfolgen.

Wie begegnet ihr dem dynamischen Wandel von technischen Neuerungen und Nutzungsinteressen?

Cathérine Biasini (Speyer): Der ist quasi der Ausgangspunkt für VIMUKI. Mit unserem Projekt bieten wir Schüler*innen einen Zugang zu Bildungsinhalten, der ihren Sehgewohnheiten entspricht. Unsere Führungen sind um multimediale Inhalte, Spiele, 3D-Animationen und vieles mehr erweiterbar. Wir bieten Jugendlichen also vielfache Zugänge und holen sie direkt bei ihren Freizeitaktivitäten ab.

Inwiefern ist euer Digitalprojekt nachhaltig? Inwiefern berücksichtigt ihr die langfristige Bereitstellung und Nachnutzung im Haus? Was können andere Häuser nachnutzen?

Simon Matzerath (Saarbrücken): Unser Projekt ist von Grund auf nachhaltig, da es durch das sogenannte „Onboarding“ anderer Museen immer vielfältiger und reichhaltiger wird. Damit vergrößert sich ja auch das Führungs-Angebot, aus dem die Schulen auswählen können. Bei uns können sich Museen jetzt schon für eine „Mitnutzung“ melden, und brauchen nicht auf eine Nachnutzung zu warten.

Wie teilt ihr euer Wissen? Wie können andere Kulturinstitutionen von euren Kompetenzen profitieren?

Cathérine Biasini (Speyer): Wir sind natürlich jederzeit ansprechbar und teilen unsere Erfahrungen auch gerne im Rahmen von Vorträgen oder Aufsätzen. Diejenigen, die bei uns mitmachen wollen, profitieren darüber hinaus ja von einer funktionierenden Infrastruktur, die lediglich mit individuellen Inhalten gefüllt werden muss.

Habt ihr zum Schluss einen Tipp? Wie plane ich ein nachhaltiges Digitalprojekt

Simon Matzerath (Saarbrücken): Der Aspekt der Nachhaltigkeit wird oft erst nach Start eines Projektes bedacht, wenn der Antrag mit dem Kosten- und Finanzierungsplan schon abgeschlossen ist. Viele gute Ansätze können dadurch kaum über ihre Projektlaufzeit wirken. Nachhaltigkeit sollte mit am Anfang aller Überlegungen stehen. Hier gilt es zu klären, wie erlerntes Wissen aus dem Projekt über die Laufzeit hinaus für ein Netzwerk oder ein einzelnes Museum bewahrt werden kann. Wichtiger als die Kontinuität von Hard- und Software ist häufig die Bindung von eingearbeitetem Personal, das die Anwendungen bedienen, pflegen und weiterentwickeln kann.

Fragen von Dr. Maite Kallweit, Antworten von Simon Matzerath (Direktor des Historischen Museums Saar und Teilprojektleitung) sowie Cathérine Biasini (Kuratorin am Historischen Museum der Pfalz in Speyer und ebenfalls Teilprojektleitung)

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Blog-Beitrag: „museum4punkt0 in Berlin: Werkschau des deutschlandweiten Verbunds 2022“ (28. Juni 2022)

Teilprojekt: VIMUKI 2.0
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